News | 15.10.2015
Interessanter Afghanistan-Vortrag
Am 15. Oktober berichtete Reimund Pfeiffer aus Aßlar, der als Berufssoldat zwei Mal in Afghanistan eingesetzt war, rund eine Stunde lang über Land und Leute in Afghanistan, wie er sie erlebt hat.
Kriegsberichterstattung einmal ganz anders, konnten die rund 30 Gäste des jüngsten Vortrags im Hohenlohe-Saal des Aßlarer Heimatmuseums im Werdorfer Schloss am Mittwochabend erleben. Reimund Pfeiffer aus Aßlar, der als Berufssoldat zwei Mal in Afghanistan eingesetzt war, berichtete rund eine Stunde lang über Land und Leute, wie er sie erlebt hat. 2005 war er im Sommer in Kabul, 2007 im Winter in Feyzabad. „Klar war es dort sehr gefährlich und wir waren auch unter Beschuss, aber es war auch sehr interessant“, so der damalige Oberstabsfeldwebel, dessen weißer „Wolf“ Gott sei Dank eine gepanzerte Windschutzscheibe hatte. „Sonst säße ich heute nicht mehr hier“, sagt er. Gespannt verfolgten die Zuhörer seine Ausführungen, die deutlich machten, wie arm die Menschen in dem kriegsgebeutelten Land sind, wo Strom und frisches Wasser keine Selbstverständlichkeit sind. Auch die Bildung liegt nach 30 Jahren Bürgerkrieg im Argen. „Das Thema ist leider immer noch aktuell, Kundus wieder in aller Munde und die Lage der Bundeswehr hat sich auch nicht gebessert – die Truppe ist auf Verschleiß gefahren und es fehlt an allem“, weiß Pfeiffer. „Die Angst geht um, jeder macht sein eigenes Ding und versucht sich mit irgendetwas über Wasser zu halten und deutsche Soldaten waren hoch angesehen.“ Pfeiffer hat faszinierende Bilder geschossen, von den flächendeckenden Märkten, bizarren Landschaften und Menschen, die ums tägliche Überleben kämpfen. „80 Prozent Analphabeten, keine Wirtschaft, keine Infrastruktur, überall Schrott, Steine und Wüste, doch der Handel mit dem Schlafmohn blüht.“ Mittlerweile haben die Taliban Angst vor den IS-Kämpfern, die noch brutaler kämpfen als sie selbst. Für die Zuhörer unvorstellbare Zustände wurden gezeigt. Überall Dreck, keine Müllabfuhr, geschlachtet wird mitten auf der Straße, es gibt kein Bankensystem, beim Bäcker nur eine Sorte Brot – der Krieg blockiert ein eigentlich sehr schönes Land und seine Menschen. Im Anschluss an den Vortrag hatten die Gäste noch Gelegenheit für Fragen. Erhard Peusch, Vorsitzender des Vereins für Heimatgeschichte, dankte Reimund Pfeiffer für seine abwechslungsreiche und interessante Reise in ein Land, das man zumeist nur aus den Nachrichten kennt.