VEREINSGRÜNDUNG

Im Jahre 1972 feierte die Gemeinde Werdorf ihre Ersterwähnung im berühmten „Lorcher Codex“ vor 1200 Jahren, also im Jahre 772. Zu dieser Zeit regierte Kaiser Karl der Große. Die Gemeindevertretung und die Ortsvereine sowie engagierte Mitbürger richteten das Fest aus. Der Höhepunkt war ein historischer Festzug. In den Arbeitskreisen und in den Vorbereitungen zu diesem Fest wurde auch darüber gesprochen einen Heimatverein zu gründen. Bis zur Gründung des Vereins für Heimatgeschichte dauerte es dann aber noch acht Jahre.

Am 9. April 1980 wurde im Dorfgemeinschaftshaus, heute Kindergarten, der Gründungsakt vollzogen.

Das Protokoll bemerkt dazu:

Auf Einladung Herrn Axel Hahns fand am Mittwoch, dem 9. April 1980 um 20 Uhr, im Dorfgemeinschaftshaus in Werdorf eine Versammlung zum Zwecke der Gründung des „Vereins für Heimatgeschichte 1980 Werdorf e.V.“ statt. Anwesend waren 12 Personen. Der Versammlungsleiter, Herr Hahn, eröffnete die Gründungsversammlung und gab folgende Tagesordnung bekannt:

  • 1. Aussprache über Zweck der Gründung eines Vereins für Heimatgeschichte.
  • 2. Aussprache und Feststellung der Mitgliedschaft.
  • 3. Abstimmung über Satzungsentwurf und Annahme der Satzung.
  • 4. Festsetzung der Monatsbeiträge/des Jahresbeitrages.
  • 5. Wahl des Vorstandes.
  • 6. Verschiedenes

Der Versammlungsleiter erläuterte unter Hinweis auf den zu Punkt 3 noch vorzulegenden Satzungsentwurf die Gründe in dem Aßlarer Stadtteil Werdorf einen Verein für Heimatgeschichte zu gründen. Nach einer kurzen Aussprache erklärten alle zwölf anwesenden Personen, dem zu gründenden Verein als Mitglieder angehören zu wollen und faßten auf Antrag des Versammlungsleiters den Beschluß, den

„Verein für Heimatgeschichte 1980 Werdorf e.V.“

im Aßlarer Stadtteil Werdorf zu gründen. Die anwesenden Mitglieder schrieben sich sodann in eine vorbereitete Mitgliederliste als Gründungsmitglieder ein. Es waren: Karin Hahn- Schwehn, Gerhard Spengler, Ernst Holzer, Erich Hahn, Otto Fischer, Erich Kuhlmann, Günter Hennig, Erhard Peusch, Heinz Weber, Herbert Kunz, Richard Keiner, Axel Hahn. Nachfolgende nicht anwesende 8 Personen haben durch beauftragte Anwesende ihre Bereitschaft zum Beitritt erklärt und gelten daher als „Gründungsmitglieder“: Karl Hahn, Ida Hahn, Hedwig Schwehn, Bernd Arabin, Karin Holzer, Hannelore Spengler, Dr. Hermann Scheidt, Reinhold Zimmermann.
Der Satzungsentwurf wurde von den Mitgliedern diskutiert und durch einstimmigen Beschluß angenommen. Durch einen weiteren einstimmigen Beschluß wurde der Jahresbeitrag auf 20,- DM festgelegt. Die Wahlen zum Vorstand brachten folgendes Ergebnis:

  • Vorsitzender Axel Hahn
  • Stellvertreter Heinz Weber
  • Kassierer Günter Hennig
  • Schriftführer Karin Hahn-Schwehn.

Alle Personen sind aus Werdorf. Sie wurden einstimmig gewählt und nahmen die Wahl an. Der Vorstand wurde beauftragt, die Eintragung des Vereins in das Vereinsregister umgehend herbeizuführen und die Arbeit im Sinne des § 2 Ziffer 1 der Satzung aufzunehmen. Die Sitzung wurde um 22 Uhr geschlossen.

Vereinsgeschichte

Nach der Gründung des Vereins begannen die Mitglieder aktiv zu werden. Es galt, gemäß der Satzung, die Aufgaben anzupacken. Eine umfangreiche Sammlung von Gegenständen setzte ein. Jedes Mitglied suchte in seinem Bereich nach verwertbaren Exponaten. Alles, was irgendwie wichtig und erhaltenswert schien, wurde zusammengetragen. Aber nicht nur Gegenstände waren sinnvoll, sondern auch das Darstellen von ländlichem Brauchtum, Handwerk und Lebensweisen.
Aus den Reihen der Mitglieder kam die Anr-gung diese bäuerliche Lebenswelt mit altem Handwerk und Brauchtum in einem Turnus von zwei Jahren im Schlossbereich darzustellen unter dem Motto „ Lebendiges Museum“. Mit großem Erfolg wurden bisher neun Veranstaltungen dieser Art durchgeführt. Bei Mitgliedern, die noch über eine „Waschküche“ mit einem „Sirrkessel“ verfügten, wurde der „Original Werdorfer Hoingk“ gekocht. Später, nach Fertigstellung der Remise, entstand dort eine funktionsfähige „Waschküche“, und das „Hoingkkochen“ konnte dorthin verlagert werden. Gerade das „Hoingkkochen“ ist ein absolutes Muss, werden doch die Werdorfer als die „Hoingker“ bezeichnet. Der Name hängt offensichtlich damit zusammen, dass die Werdorfer diesen „Hoingk“ besonders schmackhaft kochen konnten.

1982 wurde das Amt des Museumswartes geschaffen. Er ist zuständig für die Ausgestaltung und Ergänzung des Museums und vieler anderer Dinge. Von Anfang an war klar, dass das Schloss im Mittelpunkt der Vereinsarbeit stehen würde und das dort mittelfristig ein Museum eingerichtet wird. Die Probleme erschienen riesengroß, war doch das Schloss vermietet und die Stadt Aßlar Eigentümerin. Nach vielen Verhandlungen mit der Stadt konnte erreicht werden, dass eine Entmietung des Schlosses Zug um Zug verwirklicht wurde. So war es möglich, bereits 1981 aus kleinsten Anfängen, die ersten Räume als Museum herzurichten. Bei all diesen Aufbauarbeiten für und im Verein sollte die Geselligkeit natürlich nicht zu kurz kommen. So entstanden das Damenkränzchen und das Männergespräch. Sie waren jeweils am ersten Donnerstag im Monat. Das Damenkränzchen begann um 15 Uhr und das Männergespräch um 19 Uhr. Das Damenkränzchen existiert heute noch zur gleichen Zeit. Das Männergespräch wurde leider aufgegeben und ging in der Runde „ Treff am Schloss“ auf. Auch dieses ist nach kurzer Zeit aufgegeben worden. Grundlage dieser Zusammenkunft ist, in gemütlicher Runde Anregungen für die Vereinsarbeit zu erhalten, Veranstaltungen zu besprechen u.v.m. Der leider schon verstorbene Gerhard Fischer war ein sehr aktives Mitglied, das sich für die Geselligkeit einsetzte und in dem „alten Vereinsraum“ Hausmannskost und Spezialitäten aus verschiedenen Gegenden Deutschlands zubereitete. Er war es auch, der die „Aßlarer Geschichtsblätter“ ins Leben rief. Bis zu seinem Tode erschienen 55 Blätter. In ihnen wurden Heimatgeschichte, Legenden und Erzählungen niedergeschrieben. Um Anregungen für den Aufbau des Museums zu erhalten, wurden eine Reihe von Besichtigungsfahrten zu anderen Museen durchgeführt. Seit die Burschenschaft die Werdorfer Kirmes ausrichtet, gibt es auch wieder einen Kirmesumzug. An den bisherigen Umzügen hat sich der Verein beteiligt. Es wurden Motivwagen hergerichtet, die Bezug zu heimischem Brauchtum und Handwerk haben.
Der Verein zeigte 1997 den Wagen der Tanzgruppe „ Die Hoingker“. Auf ihm war ein „Sirrkessel“ aufgebaut und symbolisch wurde der berühmte „Werdorfer Hoingk“ gekocht.
Ab diesem Jahr wurde zu jeder Werdorfer Kirmes, bis heute, ein Motivwagen ausgestattet und beim Festzug mitgeführt.
Diese Motivwagen wurden von Günter Hennig ausgestattet. Die Wagen mit Bulldog stellte unser Mitglied Georg Grießheimer zur Verfügung.
Im Jahre 1997 begannen die Arbeiten zum Vereinsraum „ Kutscherstube“. Der Ausbau erfolgte in weitestgehender Eigenleistung des Vereins. Um Zuschüsse aus dem Dorferneuerungsprogramm zu erhalten, musste mit der Stadt ein Vertrag über eine 15jährige Laufzeit abgeschlossen werden. Hier hat der Verein nun ein Domizil, das in vielfältiger Weise genutzt werden kann.

Der Verein hat drei Abteilungen.
Es sind:

a) Die Tanz- und Mundartgruppe Die Hoingker“, seit 2000 mit ihrer „Jugendgruppe”
b) Die Theatergruppe „ Cocktail“
c) Die Wandergruppe

Seit 1981 besteht die Tanz- und Mundartgruppe „ Die Hoingker“, die sich eines hohen Ansehens erfreut. Sie hat im Jahr 2000 eine Kindertanzgruppe ins Leben gerufen, in der teilweise bis zu 30 Kinder aktiv sind.
Die Theatergruppe „Cocktail“ mit einem jungen Ensemble setzt eine lange Theatertradition in Werdorf fort. Die rührige Wandergruppe erfreut sich großer Beliebtheit und ist bei Wind und Wetter unterwegs.

Der VfH ist Mitglied im:„Verbund mittelhessischer Heimatmuseen e.V.“ Dies ist ein Zusammenschluss von zurzeit 20 Vereinen in Mittelhessen, die in diesem Verbund ihre Ziele besser darstellen und vertreten können. Des weiteren sind wir Mitglied im „Wetzlarer Geschichtsverein e.V.“, im „Greifensten-Verein e.V.“ und in der „Gesellschaft für Kultur- und Denkmalspflege Hessischer Heimatbund e.V.“ in Marburg sowie im „Hessischen Museumsverband“.
Anstelle eines Jahresabschlusses im Dezember jeden Jahres, in dem alle Vereine ihren Jahresabschluss durchführen und bedingt durch die Advents- und Weihnachtszeit, hat sich der Vorstand seinerzeit dazu entschlossen eine Jahresanfangsfeier im Januar durchzuführen.
Diese Jahresanfangsfeier hat sich hervorragend bewährt und wird von den Mitgliedern gut angenommen. Es wird zunächst eine historische Wanderung in Werdorf und Umgebung durchgeführt, dann kehren wir in den Schlosskeller ein zu Kaffee und Kuchen. Der Kuchen wird von unseren Frauen selbst gebacken. Es findet ein Dia-, oder Video-Vortrag statt. Danach schließt sich ein kleiner Imbiss mit einer Tombola an, die unter großem Hallo durchgeführt wird.